Sonntag, 27. September 2015

Brøndby IF 1 FC København 0

Alka Superliga
Brøndby Stadion, Brøndby
Zuschauer: 22281 (1500)


Der Zwei-Tages-Ausflug in nordische Gefilde war mit einer gewissen Vorlaufzeit geplant worden, aber erst kurzfristig entschied sich meine Wenigkeit für das Derby in Kopenhagen - und folglich gegen eine ebenso attraktive Lokalaffiche in Stockholm (Hammarby-AIK). Vom Lufthavn Kastrup ging es via Hauptbahnhof mit der Stadtbahn in die westliche Agglomerationsgemeinde Brøndby, wo einst auch der FCA mit 0:5 abgewatscht worden war. Auf dem Fussweg zum Stadion waren immer wieder Polizeisirenen zu hören, in der Luft kreiste ein Hubschrauber - ohne Zweifel kam es heute Nachmittag zum bedeutendsten Aufeinandertreffen im dänischen Fussball, auch wenn es sich um ein junges Derby handelt, weil es den FC København in dieser Form erst seit 1992 gibt.



Im Innern des zweistöckigen, mehrheitlich mit blauen Sitzschalen ausgestatteten Stadions war mühelos zu erkennen, dass die heimischen Supporter mit einer überdimensionalen Choreographie aufwarten würden. Zuvor stimmte sich jeder Brøndby-Spieler beim Aufwärmen individuell mit der Fankurve auf die anstehende "Slaget om København" ein, was bereits frühzeitig eine lautstarke Atmosphäre erzeugte. Beim Intro wurden drei Seiten des Spielfeldes mit Blockfahnen überzogen, dazwischen waren blaue Schwenkfahnen zu sehen. Als Gesamtkonstrukt ergab sich ein riesiges Amphitheater, wo sich ein Gladiator mit einem FCK-Löwen (auf einer Blockfahne) duellierte, ehe ein geköpftes Haupt des Tieres auf der Sydsiden nach oben gezogen wurde - Spektakel pur!



Bei den Gästen aus der angrenzenden Hauptstadt verzögerte sich die geplante Choreographie, weil einige Brøndby-Anhänger im richtigen Moment mit gelben Rauchbomben (!) für reduzierte Sicht im Gästebereich sorgten; mit einigen Minuten Verspätung wurde eine Wechselchoreo mit Folien in den Vereinsfarben des zehnfachen Landesmeisters geboten. Oberrang blau, Unterrang weiss - mit den beiden Spruchbändern "For ewig hvid" und "for altid blå". Dann wechselten die Farben der beiden Sektoren. Neue Blockfahnen waren zu sehen, gefolgt von kleinen Fähnchen (unten) und weissen Wurfrollen (oben), von weiteren Transparenten mit den zwei Aufschriften "Hele København" und "Tilhører FCK!" begleitet. Auf dem Rasen war das Derby sehr schnell auf Betriebstemperatur, als der Unparteiische nach einem rüden Foulspiel der Hausherren sofort mit der roten Karte herumwedelte, um seinen Fehler nach einem kollektiven Aufschrei in der Arena sogleich (mit dem gelben Karton) zu korrigieren. Ansonsten wurde viel spielerische Magerkost geboten: Erst nach einer halben Stunde waren erste Abschlüsse zu notieren, wobei sich die heimischen Aussenseiter weitgehend auf ihre kämpferischen Tugenden konzentrierten.



Auf den Zuschauerrängen wussten die Gäste durch einen abwechslungsreichen, geschlossenen Support zu überzeugen, während sich auf der gegenüberliegenden "Sydsiden" oftmals nur eine kleine Gruppe in der Tribünenmitte für akustische Unterstützung begeistern liess; stattdessen wurden mehrere Spruchbänder präsentiert, immer wieder durch vereinzelte Fackeln untermalt. Beim Anpfiff zur zweiten Hälfte zeigten sich auch die FCK-Fans in einem bedeutend grösseren Ausmass als Freunde der Pyrotechnik, während sich Heimsupporter in der gegenüberliegenden Stadionecke zu einer kleineren Choreographie mit Simpsons-Charakter Montgomery C. Burns hinter Gittern entschlossen - als Anspielung auf den ehemaligen FCK-Präsidenten Flemming Østergaard und dessen angeordneter Gefängnisstrafe aufgrund Aktienkursmanipulationen.



Derweil wurde die Begegnung nach der Halbzeit immer interessanter, weil sich der Schiedsrichter für eine lockere Regelauslegung aussprach und dadurch einen rasanten Schlagabtausch mit mehr Abschlüssen und wenigen Verschnaufpausen aktiv förderte, was auch auf die Mitmachquote der Brøndby-Fans positiv abfärbte. Der Höhepunkt folgte in der 78. Minute: Nach einem abgelenkten Ball brauchte Albrechtsen nur noch einzuköpfen, was eine enorme Eruption auf den heimischen Rängen nach sich zog. In einer hektischen Schlussphase scheiterte der FCK mehrmals aus guter Position kläglich, sodass die ekstatischen Jubelszenen im weiten Rund nicht mehr zu stoppen waren und schliesslich mit dem Abpfiff in einer erneuten Präsentation des geköpften Löwen gipfelte - passend zum ersten Derbysieg der Gelb-Blauen nach fünf erfolglosen Anläufen.

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