Mittwoch, 11. April 2012

Hallescher FC 3 1. FC Magdeburg 0

Regionalliga Nord
Kurt-Wabbel-Stadion, Halle/Saale
Zuschauer: 11011 (1300)


Das Sachsen-Anhalt-Derby kam an diesem Mittwochabend zu seiner 68. Austragung - mit einer ungewohnten Rollenverteilung, denn die Gastgeber liefern sich mit dem Retortenclub RB Leipzig ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Aufstieg in die 3. Liga, während sich Magdeburg am anderen Ende der Rangliste glücklich schätzen darf, dass diese Spielzeit ohne Absteiger ausgespielt wird. Historisch war der 1. FC Magdeburg mit drei DDR-Meistertiteln, sieben FDGB-Cupsiegen und dem Erfolg im Europapokal der Pokalsieger (1974, 2:0 gegen die AC Milan) immer die Nummer Eins im Bundesland, doch die jüngere Vergangenheit sieht nun "Chemie Halle" im Scheinwerferlicht, was das erstmalige Erreichen einer fünfstelligen Zuschauerzahl im neuen Stadion in einem offiziellen Wettbewerbsspiel ermöglichte, nachdem bislang nur das Eröffnungsspiel ausverkauft war.



Der Neubau wurde an der Stelle des altehrwürdigen Kurt-Wabbel-Stadions errichtet, dessen Aussenmauern erhalten geblieben sind. Die moderne Arena erfreut mit einer kompakten Bauweise und grosszügigen Stehplatzbereichen, vor allem für die einheimischen Anhänger. Auf drei Seiten wurden rote Sitzschalen installiert, ergänzt mit den weissen Schriftzügen "HFC" (Gegentribüne) bzw. "Halle" (Hintertorseite). Der Einmarsch der beiden Mannschaften wurde begleitet von einer aufwändigen Choreographie der HFC-Fanszene: Im Block wurden glitzernde Fähnchen in Rot und Silber geschwenkt, dann wurde eine Blockfahne mit einem Kämpfer der Saalefront hochgezogen, abgerundet mit der Silhouette der Stadt (oben) und dem Spruchband "Für Stadt und Verein".



Anders präsentierte sich die Lage im Gästeblock, den die Magdeburger absichtlich erst mit dem Abpfiff betraten. Dadurch benötigten sie aber auch eine geschlagene Viertelstunde, um den gesamten Sektor zu füllen - eine fragwürdige Aktion. Umso besser, was folgte: Einige Minuten sangen beide Fangruppen geschlossen und lautstark gegeneinander an. Dann fielen auch schon die beiden Hallenser Treffer, nachdem sie in der Startphase noch an der Querlatte gescheitert waren, und der Gästesupport brach völlig ein. Nur noch selten meldeten sich die Gäste aus der Landeshauptstadt zu Wort, während es auf heimischer Seite - im Zentrum des Hintertorbereichs weiterhin erfreulich aktiv - genug Zeit für ein wenig Hohn und Spott gab. Das Transparent "Wir zeigen euch wo euer Tor steht!", eine Anspielung an eine Aktion der Magdeburger, wurde durch eine agrartechnisch-angehauchte Skizze von HofTOR, ScheunenTOR und TrakTOR untermalt.



Auf dem Rasen schoss Halle wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff nach einigen Anläufen zum 3:0-Endstand ein, was den Gästeblock nochmals aktiv werden liess. Zuerst stieg ein wenig Rauch in den blau-weissen Clubfarben auf, dann war eine Fackel zu sehen, die den Weg auf den Rasen fand und schliesslich wurde auch noch ein Breslauer Feuer präsentiert. Ansonsten war weiterhin nur die HFC-Szene, deren Gesänge dank toller Stadionakustik von erfreulicher Lautstärke waren, zu vernehmen. Zudem gab es noch Spruchbänder ("Schluss mit der Diktatur", "Bullen jagen!") und eine Illustration eines HFC-Fans mit dem Landespokal, der die Gästefans mit einem Loser-Zeichen begrüsste, weil sich Magdeburg kürzlich beim unterklassigen Haldensleber SC aus dem regionalen Cupbewerb verabschiedete. Die beste Nachricht aus Sicht von Magdeburg war am heutigen Abend, dass die Niederlage trotz vieler Hallenser Torchancen nicht noch höher ausfiel...

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