3. Bundesliga
Ernst-Abbe-Sportfeld, Jena
Attendance: 4621 (250)
Nur wenige Schritte durch inzwischen sumpfiges Gelände waren zurückzulegen, um zum eigentlichen Hauptziel des heutigen Tagesausfluges zu gelangen. Das Ernst-Abbe-Sportfeld, benannt nach dem deutschen Physiker und Mitbegründer der Firma Carl Zeiss, ist ein interessantes Bauwerk: Die steile Haupttribüne, als einziger Stadionteil mit einer Überdachung versehen, ist mit blauen und gelben Sitzschalen bestückt. Auf der Gegenseite wurden vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls Sitzgelegenheiten installiert. In den weitläufigen Kurven – im Zuge des geplanten Stadionumbaus soll die Tartanbahn endlich verschwinden – wird hingegen gestanden, wobei sich die beiden Fangruppen jeweils die Südseite des Grounds teilen müssen.
Als architektonische Auffälligkeiten lassen sich zudem die dreibeinigen Flutlichtmasten mit übereinander angeordneten Lichtquellen und der alte Uhrenturm aus Holz auf einer Hintertorseite nennen. Ebenfalls erwähnenswert ist die Tatsache, dass Carl Zeiss Jena (ursprünglich gegründet von und für Angestellte des gleichnamigen Optik-Unternehmens) von René van Eck (Chefcoach) und Stephan Lehmann (Goalietrainer) betreut wird. Der Holländer schien beim dreimaligen DDR-Meister (1963, 1968, 1970) eine Trendwende zu schaffen, doch inzwischen finden sich die Thüringer erneut inmitten des Abstiegskampfes wieder. Von Relegationsängsten war im heutigen Duell mit den Kickers aus Offenbach (vorerst) jedoch nichts zu spüren. Beide Mannschaften spielten unbekümmert drauf los, ohne frühe Tore folgen zu lassen. Die Stimmung war auf heimischer Seite ebenfalls prächtig: Als Intro hatte die "Sudkurve" ein halbes Dutzend Schwenkfahnen präsentiert, die (fast) die gesamte Spieldauer über in Bewegung blieben.
Auch akustisch offenbarte Jena einen langen Atem, während die Gäste aus Hessen nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ enttäuschten – und ihre Stimmbänder nur punktuell für monotone Gesänge ("OFC", "Kickers") einsetzten. Auf dem Rasen nahm das kampfbetonte Spiel kurz vor der Pause eine ungeahnte Wendung: Eine einzige gelungene Kombination genügte Offenbach, um durch Rückkehrer Türker überraschend in Front zu gehen, nachdem die Gastgeber zuvor dominierend waren – und (teilweise) sogar auf gesangliche Unterstützung der Haupttribüne zählen konnte. Die Südkurve machte immer wieder durch Spruchbänder auf sich aufmerksam: "Schaut in die Kurve voller Kampfgeist und Emotion", "Den Finger Befreien" (eine Anspielung an den nationalen Fussballverband, untermalt durch einen angeketteten Stinkefinger) und "15 Jahre gegen den Wind! Immer weiter Matthias" (zu Ehren des langjährigen Fanprojektleiters).
Nun machte sich allerdings im Jenaer Stadion, in dem der Speerwerfer Jan Zelezny im Jahre 1996 den immer noch gültigen Weltrekord (98,48 m) aufstellte, allgemeiner Frust breit. Erst recht, als sich Carl Zeiss Jena selbst zu schlagen drohte: Zuerst wurde eine totsichere Gelegenheit ausgelassen, dann ein Strafstoss auf klägliche Weise verschossen und schliesslich stand auch noch der Torpfosten einem verdienten Ausgleichstreffer im Wege. Die Entscheidung folgte zehn Minuten vor dem Ende: Zinnow schloss einen schnellen Konter eiskalt zum 0:2 ab, nachdem die Einheimischen zuvor in einer strittigen Situation keine zweite Chance vom Elfmeterpunkt zugesprochen erhielten. Endlich zeigten sich nun auch die Kickers-Supporter als lautstarker Anhang, sodass der Osttrip doch noch als gelungen angesehen werden konnte.
Sonntag, 15. März 2009
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1 Kommentar:
Schade, aber Jena war in dem Spiel chancenlos gewesen.
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