Freitag, 3. August 2012

SV Meppen 3 SC Victoria Hamburg 1

Regionalliga Nord
Emslandstadion, Meppen
Zuschauer: 2273 (20)


Aus hoppertechnischer Sicht ist es positiv zu werten, dass der eigene Verein zum montäglichen TV-Livespiel-Liebling der zweithöchsten Schweizer Spielklasse mutiert ist, weil sich dadurch ein erfreulicher Gestaltungsfreiraum an den "spielfreien" Wochenenden ergibt. Entsprechend galt es wieder einmal an der Komplettierung der deutschen Regionalligen zu arbeiten, was aufgrund der Ausdehnung auf fünf Staffeln nicht wirklich einfacher geworden ist - vor dem Ausflug waren es noch 37 Pendenzen, wovon in Sachen Attraktivität nur wenige Zielorte mit Meppen mitzuhalten vermögen. Die intrinsische Motivation für einen Trip ins Emsland war also zweifellos vorhanden, um den langjährigen Zweitigisten (1987 bis 1998, Rang 29 in der ewigen Tabelle) zu beehren.



Der Club erlangte überregionale Bekanntheit durch ein Zitat von Schalke-Keeper Toni Schumacher ("Ich spiel doch nicht in Meppen"), als die Knappen im Jahr 1988 vom Abstieg bedroht waren. Eine weitere Randnotiz: Auf den Tag genau vor 30 Jahren war der FC Barcelona - mit dem legendären Spielmacher Diego Armando Maradona und dem deutschen Chefcoach Udo Lattek - im ehemaligen Hindenburgstadion zu Gast, was den Norddeutschen einen offiziellen, immer noch gültigen Rekord von 18'000 Zuschauern bescherte. Beim heutigen Startspiel in der Regionalliga Nord war natürlich mit einem bescheideneren Publikumsaufmarsch zu rechnen, aber der Ground ist im leeren Zustand ebenfalls sehenswert. Im Laufe des Bundesliga-Abenteuers (1993) war die "Neue Tribüne" mit 16 Sitzbankreihen erbaut worden, welche auf Höhe der Mittellinie mit roten Sitzschalen bestückt ist.



Auf der Gegenseite findet sich die ursprüngliche Haupttribüne, im Jahr 1962 erbaut, wo es neben Sitzbänken auch überdachte Stehplätze (in den Aussenbereichen) gibt. Auf den Hintertorseiten lassen sich ein Dutzend Stehstufen entdecken, wobei sich in der weitläufigen "Gästekurve" auch noch die Vergangenheit als Leichtathletikstadion erkennen lässt. Der Auswärtssektor wurde an diesem sommerlichen Freitagabend von rund zwanzig Anhängern aus der Hansestadt bevölkert, deren ultra-mässiger Support erstaunlich ausdauernd war - erst in der Schlussphase kamen die Stimmen der Vicky-Fans langsam an ihre Grenzen. Auf Seiten der Gastgeber war mehr Personal anwesend, dennoch gab es nur streckenweise Unterstützung für die eigenen Farben; vielmehr waren im heimischen Block ständig mehrere Schwenkfahnen grösseren Ausmasses im Einsatz.



Auf dem Spielfeld liessen es beide Equipen gemächlich angehen. Erst nach 25 Minuten wurde die Begegnung munterer - ausgelöst durch einen Pfiff des Schiedsrichters, dem das Handspiel eines heimischen Akteurs nach einem Eckball nicht entgangen war. Aus elf Metern traf "Wandervogel" Nico Patschinki in Panenka-Manier zur Führung für Vicky - und verabschiedete sich nun wenige Tage später nach Berlin. Zurück zum Spiel: Wenige Minuten später bekam nämlich auch Meppen einen Handspenalty zugesprochen, schoss aber am gegnerischen Tor vorbei. Besser machten es die Emsländer aus dem Spiel heraus, denn die Blau-Weissen trafen mit zwei gleichen Spielzügen über die Flügel - einmal von links, einmal von rechts - noch vor der Pause doppelt ins Schwarze und konnten es sich sogar leisten, im Spielrausch am leeren Gehäuse vorbeizuschiessen.



Kurz nach Wiederanpfiff wurde ein heimischer Spieler nach einem Foulspiel verwarnt und - nach langer Bedenkzeit - unter die Dusche geschickt, nachdem auch der Unparteiische noch bemerkt hatte, dass der Sünder schon in der ersten Halbzeit beim Handspiel beteiligt gewesen war. Nun versuchte Victoria - im ersten Regionalliga-Ernstkampf seit 1966 - vermehrt Druck zu machen, doch die Abschlusschancen verstrichen ungenutzt. Und so kam es schliesslich zur endgültigen Entscheidung zugunsten von Meppen, als eine grossartige Kombination von der Strafraumgrenze zum 3:1-Endstand abgeschlossen wurde, nachdem die Lokalmatadoren zuvor mit einem seltenen Konter noch an der Torumrandung gescheitert waren. Nach dem Abpfiff gab es noch eine kleine Rangelei zwischen beiden Equipen, wobei auch die Betreuer an vordester Front mitmischten.

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