Samstag, 25. Februar 2006

SV Linx 0 FC Emmendingen 2

Oberliga Baden-Württemberg
Hölzelstadion (NP), Linx
Attendance: 350 (0)


Der samstägliche Kurzausflug in die Ortenau strotzt vorgängig von überdurchschnittlicher Attraktivität, welche sich beim Betrachten des ersten Spielortes schlagartig relativieren sollte: Das südbadische Oberligaderby, und gleichzeitiges Kellerduell, sollte auf dem unwürdigen Nebenplatz des Hölzelstadions (Bild: Tribüne des Hauptfeldes) über die Bühne gehen, was beim Vergleich der beiden Rasenflächen als „unerklärlich“ taxiert werden muss. Auf dem holprigen Untergrund zeigen sich die Gäste aus Emmendingen leicht überlegen, was auch zum verdienten Führungstreffer nach einer Viertelstunde führt.



Angetrieben durch vereinzelte Sprechchöre bemühen sich die Gastgeber verzweifelt um eine Reaktion, können sich jedoch keine gefährlichen Torchancen erarbeiten. Der (erlösende) Halbzeitpfiff löst eine grössere Völkerwanderung in Richtung wärmende Stadionkneipe aus, um rechtzeitig zum entscheidenden 2:0 für Emmendingen wieder an der provisorischen Platzbegrenzung zu stehen. Auf heimischer Seite wird (aufgrund der fatalen Niederlage) allgemeine Frustbewältigung betrieben – am Ende eines unterkühlten Derbys haben sich die Gastgeber systematisch auf sieben (!) Feldspieler reduziert.

ASP Vauban Strasbourg 1 SAS Epinal 2

CFA (Groupe A)
Stade Vauban, Strasbourg
Attendance: 100 (0)


Auf der anderen Seite des rheinischen Grenzflusses treten die Akteure von AS Pierrots Vauban Strasbourg gegen das runde Leder. Der Verein erspielte sich in seiner langen Geschichte, neben zwei Amateurmeisterschaften (1969, 1970), auch mehrmals die Aufstiegsberechtigung in die zweite Division, verzichtete jedoch immer freiwillig auf eine Promotion („Monter en deuxième division c'est une aventure suicidaire menant tôt ou tard le club à la faillite.“). Inzwischen erinnert nur noch die riesige Tribüne, welche teilweise mit verblassten Sitzschalen bestückt ist, an die grossen Erfolge der Vergangenheit – und am heutigen Tag kann eine dreistellige Zuschauerzahl nur durch eine optimistische Zählweise erreicht werden.



Die abstiegsbedrohten Gastgeber verzeichnen einen optimalen Start in die Begegnung und gehen mit ihrer ersten Torchance in Führung. In einer überharten Partie, deren Ursprung wohl im Hinspiel (als sich Vauban trotz dreier Platzverweise mit 3:2 durchsetzen konnte) zu finden sein dürfte, können die Gäste aus Epinal mittels Strafstoss ausgleichen – und nach der Pause sogar eine überraschende Führung bejubeln, was den Geräuschepegel endgültig auf ein gespenstig ruhiges Niveau fallen lässt. Auch eine numerische Überzahl (gepaart mit einer engagierten Spielweise) kann von den örtlichen Kickern nicht mehr in den Ausgleichtreffer umgemünzt werden.

Sonntag, 19. Februar 2006

Rapid O.S. Menton 2 – SC Draguignan 1

(abandoned after 66 minutes due to watchloged pitch)

CFA2 (Groupe E)
Stade Lucien Rhein, Menton
Attendance: 200 (0)


Der kulturell angehauchte Sonntagsausflug wird mit dem Besuch des „73. Fête du Citron“ eröffnet, wo zwar bemerkenswerte Skulpturen aus sauren Früchten zu bestaunen sind, aber keine Rechtfertigung für die hohen Eintrittspreise gefunden werden kann. Prädikat: Touristenabzocke (was prächtig zu funktionieren scheint)! Ansonsten verdient sich die Stadt an der italienischen Grenze durch einige städtebauliche Highlights durchwegs gute Noten; und auch das örtliche Stadion vermag mit seinen zwei Tribünen (auf den Längsseiten) zu überzeugen.



Auf einem durchweichten Untergrund dominieren die aufsässigen Gastgeber die Begegnung zu Beginn fast nach Belieben – folgerichtig führt ein tückischer Aufsetzer nach einer Viertelstunde zur verdienten Führung für Rapid Omnisport Menton, die wenig später (nach einem fatalen Ballverlust der gegnerischen Abwehrreihen) einen weiteren Treffer nachlegen können. Die Gäste aus Draguignan agieren auch in der Folge erschreckend harmlos, können dank einer leichten Unkonzentriertheit jedoch noch vor dem Seitenwechsel verkürzen.



Die Stimmung ist derweil beachtlich: Auf der kleinen Holztribüne haben sich, in einem abgesperrten Bereich, ungefähr fünfzehn Nachwuchs-Ultras eingefunden, welche sich fast pausenlos bemerkbar machen. Die Partie plätschert hingegen ereignislos vor sich hin, als sich um 17.24 Uhr (inzwischen sind 66 Minuten gespielt) plötzlich ein heftiges Gewitter über dem Stadion entleert – die Mannschaften werden vom schwachen Unparteiischen ohne Umschweife in die Katakomben geschickt. Der Beginn einer unglaublichen Farce…



Das Unwetter ist schnell davongezogen, hat auf dem Spielfeld jedoch deutliche Spuren hinterlassen – unter dem tosenden Applaus der Einheimischen entscheidet sich der Schiedsrichter dennoch für eine Fortsetzung der Begegnung. Die Gäste haben inzwischen ihre Chance gewittert und weigern sich das Spiel (aufgrund des misslichen Zwischenstandes…) wieder aufzunehmen, wobei ihnen ein erneuter Wolkenbruch entgegenkommt. Auf dem Weg in den wärmenden Kabinen kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Equipen, was den ängstlichen Spielleiter nicht mehr auftauchen lässt. Spielabbruch.

Samstag, 18. Februar 2006

Stade Raphaëlois 1 – EP Manosque 1

CFA2 (Groupe E)
Stade de l’Estérel, Saint-Raphael
Attendance: 250 (0)


Für die grössten Erfolge von Stade Raphaëlois werden sich wohl keine überlebenden Zeitzeugen mehr finden lassen – immerhin sicherte sich der Verein im Jahre 1912 die französische Meisterschaft (Anmerkung: Im Endspiel der USFSA-Meisterschaft konnte AS Française nach Verlängerung mit 2:1 bezwungen werden). Heute erinnert nur noch eine Tafel an der alten Tribüne (mit einigen Holzbankreihen) an den sensationellen Coup vor dem ersten Weltkrieg.



Die moderne Haupttribüne (mit 582 roten Sitzschalen) komplettiert eine beachtliche Symbiose zwischen alten und neuen Stadionbauten. In der tristen Gegenwart muss sich der Traditionsklub in der fünfthöchsten Spielklasse herumschlagen: Heute gibt sich der Tabellenführer aus Manosque (liegt nördlich von Aix-en-Provence) die Ehre und zeigt sich spielerisch klar überlegen, was kurz vor der Pause im verdienten Führungstreffer mündet.



Die lautstarken Anfeuerungsrufe lassen die abstiegsbedrohten Gastgeber weiter an sich glauben – per Elfmeter gelingt der überraschende Ausgleich in einer Begegnung, deren Spielfluss durch eine typische mediterrane Häufung von Schauspieleinlagen ständig unterbrochen wird. In einer unterhaltsamen Schlussphase sind schliesslich deutliche Vorteile für die Kicker aus Saint-Raphael zu erkennen, doch die fehlende Kaltblütigkeit führt zu einer gerechten Punkteteilung.

Freitag, 17. Februar 2006

Sporting Toulon Var 1 – AS Cannes 0

Ligue National
Stade Bon Rencontre, Toulon
Attendance: 5000 (50)


Le grand derby du Var: Toulon – Cannes! Ein Hassduell? Keineswegs, was die befreundeten Fangruppierungen bereits vor Spielbeginn mit mehreren Transparenten („FT & UKC: frères de la côte!“ und „deux villes, deux groupes, une amitié, FT & UKC“) deutlich machen. Die heimischen Supporter haben sich, unter der Regie der „Irreductibles Toulon 1993“, in der Mitte der Gegentribüne eingefunden und präsentieren beim Anpfiff viele Fahnen und Doppelhalter.



Die ultra-orientierte Fraktion der „Fedelissimi Toulon“ (hinter dem Tor) entrollt gleichzeitig eine grosse Blockfahne mit dem Namen der Gruppierung und vervollständigt die gelungene Aktion mit fünfzehn Bengalen, gefolgt von einer beachtlichen Menge Rauch in oranger Farbe. Der Auftritt der Gäste aus dem nahe liegenden Cannes enttäuscht hingegen auf der ganzen Linie: Aufgrund der bescheidenen Grösse können sich die Cannes-Anhänger zu keinem Zeitpunkt wirklich Gehör verschaffen.



Und auch die Begegnung bleibt in der Startphase einiges schuldig – erst gegen Ende der ersten Hälfte ermöglichen einige Unkonzentriertheiten, vor allem auf Seiten der lokalen Akteure, viel versprechende Abschlussmöglichkeiten. Der Führungstreffer fällt (kurz vor dem zwischenzeitlichen Gang in die Kabinen), eher überraschend, auf heimischer Seite, als Lemoigne das runde Leder ansatzlos aus fünfundzwanzig Metern in den Winkel setzt.



Dies fördert natürlich die Stimmung im heimischen Fanblock, wo weitere Fackeln entzündet werden (sogar die Haupttribüne lässt sich zu vereinzelten Gesängen hinreissen). Die Partie wird seinem (Stadion-)Namen zu keinem Zeitpunkt gerecht: Cannes verpasst die wenigen sich bietenden Chancen kläglich und die Gastgeber beschränken sich auf die einleuchtende Taktik „Resultat halten“. Im Zeichen der langen Freundschaft werden in den jeweiligen Fansektoren die Fahnen des Gegners geschwenkt.



Der (un)vergessliche Abend, begleitet von einem fast schon übertriebenen Fairplay aller Teilnehmer, im Stade Bon Rencontre (welches drei unterschiedliche Tribünen, davon zwei überdacht und eine mit festen Sitzschalen, zu bieten hat) erlebt zum Abschluss eine weitere Aktion pyrotechnischer Natur durch die örtlichen Fans – und einen wichtigen Sieg im Kampf um den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Ohne Zweifel: Toulon ist eine Reise wert!

Sonntag, 12. Februar 2006

Olympique Marseille 0 – FC Toulouse 0

Ligue 1 Orange
Stade Vélodrome, Marseille
Attendance: 47092 (100)


Am Sonntag können meinerseits überhaupt keine alternativen Spiele mehr ausfindig gemacht werden, wobei es fraglich ist, ob es an der südfranzösischen Küste überhaupt Begegnungen gibt, welche mit einem Heimspiel von Olympique Marseille konkurrenzieren können. Ein allgemeines Urteil über die grosse Hafenstadt am Mittelmeer fällt schwer – es schwankt, abhängig vom aktuellen Standort, irgendwo zwischen „Drecksloch“ und „Weltkulturerbe“. Das „Stade Vélodrome“, im Süden der Metropole gelegen, gehört auf alle Fälle zu den schöneren Bauwerken der Stadt.



Die heimischen Hintertortribünen füllen sich recht zügig – und gespannt werden allfällige Choreographien des Rekordmeisters erwartet: Im Oberrang der Südtribüne eröffnen die „South Winners“ das mehrteilige Spektakel mit einer hellblauen MAΣΣAΛIA-Blockfahne, die auf den griechischen Ursprung der Stadt hinweisen soll. Auf der gegenüberliegenden Seite wird (im Oberrang) ebenfalls eine grosse Blockfahne hochgezogen; untermalt von unzähligen Fähnchen (im Unterrang) in verschiedenen Blautönen (präsentiert durch die „Yankee Nord“).



Auf der „Virage Sud“ entrollt das „Commando Ultra 84“ ihre eigene Blockfahne (begleitet von mehreren grossen Schwenkfahnen), während im oberen Teil der Tribüne inzwischen ein riesiges Clublogo und viele blau-weisse Doppelhalter gezeigt werden. Die heimischen Akteure scheinen von der Kreativität der eigenen Anhänger wahrlich beeindruckt und ermöglichen den Gästen aus Toulouse bereits nach zehn Sekunden eine erste Torchance; in der Folge erarbeiten sich die Gastgeber, in einer ausgeglichenen Partie, die besseren Abschlussmöglichkeiten und scheitern mehrmals nur um Haaresbreite.



Auf den Rängen flacht die Stimmung nach einem engagierten Beginn schnell ab: Die Lautstärke der Gesänge ist, trotz der (theoretisch) vorhandenen Stimmgewalt, eher durchschnittlich – nur vereinzelte Wechselgesänge vermögen zu überzeugen. Die Anzahl der Gästefans ist aufgrund der (verhältnismässig) kurzen Anreise sehr enttäuschend – und trotz durchgehendem Einsatz von Fahnen und Doppelhaltern bleiben die Supporter von Toulouse während der gesamten Spielzeit ungehört!



Die heimischen Offensivkräfte beissen sich auch in der zweiten Halbzeit ihre Zähne am unüberwindbaren Abwehrriegel des Gegners aus – und insbesondere der souveräne Keeper aus Toulouse avanciert mit seinen Paraden zum Mann des Spiels; auch die seltenen Entlastungsangriffe der Gäste versanden mehrheitlich im Niemandsland. Die Atmosphäre bleibt weiterhin äusserst bescheiden, da sich in allen heimischen Fansektoren nur der „harte Kern“ zum aktiven Support durchringen kann. Der akustische Höhepunkt des Abends folgt erst nach Spielende, als ein gellendes Pfeifkonzert durch die weite Arena hallt...

Samstag, 11. Februar 2006

ES Fréjusienne 1 – HSC Montpellier B 3

CFA (Groupe B)
Stade Eugène Pourcin, Fréjus
Attendance: 500 (0)


Fréjus oder Martigues? Aus verkehrstechnischen Gründen darf ich an diesem sonnigen Samstagnachmittag schlussendlich durch die hübsche Altstadt der erstgenannten Ortschaft schlendern; auch die imposanten Überreste eines römischen Aquäduktes sind in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stade Eugène Pourcin (benannt nach einem ehemaligen Vereinsmitglied, welches mit zwei weiteren Clubkollegen bei der Katastrophe von Malpasset im Jahre 1959 ums Leben gekommen sind) zu erblicken.



Die Spieler von Etoile Sportive Fréjusienne benötigen (trotz Chancenplus) eine gönnerhafte Entscheidung des Unparteiischen, um in Führung zu gehen. Der flach geschossene Freistoss aus fünfundzwanzig Metern scheint jedoch keineswegs unhaltbar…! Kurz vor dem Seitenwechsel profitieren die Gäste vom unglücklichen Abwehrverhalten der gegnerischen Hintermannschaft – der dunkelhäutige Angreifer von Montpellier, zuvor ständig im Abseits stehend, kann das Leder aus kurzer Distanz ins Netz hämmern.



Die Geräuschkulisse ist derweil eher dürftig: Gelungene Aktionen werden von den Zuschauern auf der Tribüne (acht Holzbankreihen und wenige Sitzschalen) artig beklatscht; hinzukommen vereinzelte Zwischenrufe der örtlichen Juniorenabteilung. Die Rasensportler lassen sich dadurch kaum motivieren: Und dennoch kennt der kühle Samstagabend, trotz seltenen Strafraumszenen, schlussendlich einen klaren Sieger, als Yachir zehn Minuten vor dem Ende ein herrliches Solo mit einem platzierten Schuss in den Winkel abschliesst.



In der dritten Minute der Nachspielzeit fixieren die Gäste aus Montpellier ihren Sieg mit einem weiteren Treffer – zu diesem Zeitpunkt (19.51 Uhr) verlässt gerade der letzte Zug den örtlichen Bahnhof, was mir einen (befürchteten) Fussmarsch in die angrenzende Küstenstadt St-Raphael beschert, wo die Züge auch noch nach Einbruch der Dunkelheit fahren. Zum Abschluss des Tages darf (aufgrund fehlenden Alternativen) eine kostenneutrale Rückfahrt im TGV nach Nizza genossen werden. Wer braucht schon eine Reservierung...

Freitag, 10. Februar 2006

AS Cannes 3 – Nimes Olympique 1

Ligue National
Stade Pierre de Coubertin, Cannes
Attendance: 1100 (150)


Die zweiwöchige „Tour de Côte d’Azur“ passiert am Freitagabend eine historische Spielstätte: Das Stade Pierre de Coubertin in Cannes, mehrere Kilometer ausserhalb des Stadtkerns gelegen (nächster Bahnhof: Cannes La Bocca), erlebte in der Vergangenheit schon alle grossen Mannschaften des französischen Fussballs. Immerhin kickte der einheimische AS Cannes bis vor acht Jahren noch in der höchsten Spielklasse und darf auf einige Highlights zurückblicken (Cupsieger, Ligacup-Finalist, zweimalige UEFA-Cup-Teilnahme) – in der letzten Saison konnte der drohende Abstieg in die Viertklassigkeit nur denkbar knapp verhindert werden…



Der Stadionspeaker lobt prophylaktisch schon mal die bevorstehende Choreographie der heimischen Ultras, die sich aus mehreren Doppelhaltern („Forza Cannes“) sowie einer Blockfahne mit einem kriegerischen Aufdruck zusammensetzen sollte – akustische und optische Unterstützung (durch Luftballons in der Clubfarben) bieten dabei einige aktive Fans auf der linken Seite der Haupttribüne. Im selben Moment marschieren auf der gegenüberliegenden Stahlrohrtribüne (pünktlich auf die Minute) die angereisten Supporter aus Nimes ein, begleitet von lautstarken Schlachtrufen und zahlreichen Schwenkfahnen.



Auf dem Rasen neutralisieren sich die beiden Tabellennachbarn vorerst gegenseitig: In der zwanzigsten Minuten können die Gäste ihr leichtes Chancenplus zum Führungstreffer nutzen, doch noch vor dem Seitenwechsel kommen die Akteure aus Cannes zu einem glücklichen Ausgleich. Die Stimmung auf den Rängen ist ebenfalls äusserst ausgeglichen, doch die Anhänger von Nimes zeigen oftmals den längeren Atem. Das „kleine“ Küstenderby sieht nach dem Pausentee einen erstarkten Gastgeber, der nach Ablauf einer Stunde durch einen listigen Kopfball über den verdutzten Nimes-Torhüter hinweg in Führung geht.



Im Gästeblock macht sich allgemeiner Frust breit: Anbahnende Ausschreitungen werden durch das rasche Eingreifen von zwei Dutzend Polizisten in Vollmontur im Keim erstickt. Die Schlussoffensive von Nimes, nach einem absichtlichen Handspiel in numerischer Unterzahl, ist trotz mehreren Chancen nicht von Erfolg gekrönt – stattdessen erzielen die Gastgeber in der Nachspielzeit das alles erlösende 3:1. Die Stimmung in den heimischen Sektoren ist nun auf dem Höhepunkt angelangt; doch auch die unverwüstlichen Gästefans singen mit erhöhter Lautstärke (und viele Minuten nach Spielende) unbeirrt weiter. Bis tief in die Nacht hinein...

Dienstag, 7. Februar 2006

AS Monaco 0 OGC Nice 1

Coupe de la Ligue (Halbfinale)
Stade Louis II., Monaco
Attendance: 17341 (8000)


Was treibt mich bloss zum ersten Halbfinale des unattraktiven Ligapokals in Frankreich? Vielleicht sind es die interessanten Schilderungen der Einheimischen („C’est la guerre!“) – oder auch nur die pure Langeweile. Auf alle Fälle finde ich mich am frühen Dienstagabend zusammen mit unzähligen Supportern aus Nizza in der glamourösen Welt des angrenzenden Fürstentums wieder. Die Übermacht der Gästefans lässt sich schnell erkennen – höchstens die französische Polizei könnte noch mit einem grösseren Aufgebot vor Ort sein…



Auch das Stade Louis II., mit einer einzigartigen Charakteristik und durchwegs gelben Sitzschalen versehen, ist verständlicherweise fest in den Händen der Nizza-Fans. Beim Einmarsch der Akteure sorgen unzählige Luftballons in den Clubfarben (unterbrochen durch einige Leuchtfackeln) für eine ansprechende Optik in der Gästekurve. Im gegenüberliegenden Block versuchen die seltenen Exemplare (ca. 150 Stück wurden gesichtet) der Spezies „Monaco-Supporter“ – ebenfalls mit pyrotechnischen Erzeugnissen – mitzuhalten; in den restlichen Bereichen des Stadions werden gleichzeitig (mehr oder weniger beherzt) die verteilten Fähnchen geschwungen.



Auf dem Rasen wird mit sehenswerten Aktionen zugewartet, bis sich die hartnäckigen Rauchschwaden aus dem Stadionumfeld verzogen haben. In der Mitte der ersten Hälfte kommen beide Equipen zu einigen viel versprechenden Torchancen – und insbesondere der Schlussmann von Nizza kann sich als starker Rückhalt seines Teams auszeichnen. Auf den Rängen geben sich die Gästefans pausenlos in voller Lautstärke zu erkennen; die verzweifelt agierenden Einheimischen können hingegen, trotz einigen optischen Elementen, kaum wahre Aufmerksam erlangen.



Die Halbzeitpause sorgt nicht nur für einen Unterbruch im ansprechenden Spielfluss, auch die Fangesänge verlieren beiderseits langsam an Intensität (auch wenn die ständigen Wechselgesänge im Gästeblock immer noch herausragend sind); erst ein herrlicher Fallrückzieher von Italo-Angreifer Vieri (in den Reihen der Gastgeber) an die Latte bringt wieder Leben in das spannende „Côte d’Azur-Derby“. Beide Mannschaften suchen nun vehement den alles entscheidenden Siegestreffer in den Schlussminuten. Vergeblich, bis die 88. Minute anbricht…



…und der eingewechselte Ederson völlig überraschend zum 0:1 einköpfen kann. Der Gästeblock explodiert förmlich, das Stadion erzittert in seinen Grundfesten und erst jetzt wird das „Ausmass“ der Nizza-Supporter wirklich ersichtlich. Im allgemeinen Freudentaumel werden wiederum einige Fackeln gezündet und lautstarke Sprechchöre hallen durch das weite Rund. Viele Einheimische haben das Stadion zu diesem Zeitpunkt schon verlassen. Vor den Stadiontoren bleibt alles ruhig – brutale Ausschreitungen gehören sich schliesslich nicht für ein privilegiertes Fürstentum...

Sonntag, 5. Februar 2006

FC Aarau 3 FC Zürich 4 (on penalties)

Swisscom-Cup (Viertelfinale)
Ground: Stadion Brügglifeld, Aarau
Attendance: 5600 (2000)


Eine grösstmögliche Zuversicht begleitet mich an diesem kalten Sonntagnachmittag ins geliebte Brügglifeld, wo der Tabellenletzte der Axpo Super League auf dem Weg in den Cupfinal auf den Titelverteidiger aus der Zürcher City trifft. Die Zahl der angereisten Gästefans kann sich sehen lassen – ebenso wie die Choreographien der beiden Fangruppen: Auf heimischer Seite wird eine grosse Blockfahne mit Lucky Luke als Aarauer und den festgenommenen Dalton-Brüdern, in den Vereinsfarben der bisherigen (und zukünftigen?) Opfer gekleidet, präsentiert. Die Zürcher zeigen ihrerseits unzählige Papptafeln mit der Aufschrift „FCZ“ resp. „1896“ sowie das passende Spruchband „s 110 – euses Jahr!“.



Auf der harten Untergrund entwickelt sich nur langsam ein würdiges Fussballspiel, welches mit fortlaufender Spieldauer leichte Vorteile für die Einheimischen offenbart – bis die Gäste aus dem Nichts durch einen zweifelhaften Strafstoss in Führung gehen, was einige Leuchtfackeln im Gästeblock aufleuchten lässt. Dies scheint die eigenen Verteidiger aus dem Konzept zu bringen: Die hoffnungsvolle Neuverpflichtung Albert „Bobo“ Baning aus Kamerun nutzt die Verwirrung und kann postwendend aus nächster Nähe ausgleichen. Die Atmosphäre bleibt dennoch unterkühlt: Immerhin können die Zürcher Anhänger gelegentlich mit ihrer Stimmgewalt aufhorchen – der heimische Fanblock bleibt hingegen weitestgehend ungehört.



In der Folge sinkt analog zur wärmenden Sonne auch das Niveau der Partie: Die beiden Sturmreihen lassen jegliche Durchschlagskraft vermissen, obwohl insbesondere die Zürcher Hintermannschaft nicht gerade den sichersten Eindruck macht. In der Schlussminuten der Verlängerung vergeben beide Equipen einen sicher geglaubten Matchball – das Elfmeterschiessen muss entscheiden: Der schwache Elfmeter von Giallanza bringt die Gastgeber schnell in Rücklage, doch als in der Folge auch bei zwei Zürchern die Nerven versagen, rückt der Halbfinaleinzug wieder näher – bis der Torwart des Stadtclubs zum grossen Helden avanciert und mit zwei weiteren Paraden einen glücklichen Zürcher Sieg festigt. Der letzte Aarauer Heimsieg im Pokal datiert folglich weiterhin aus dem Jahre 1996...

Samstag, 4. Februar 2006

Groundspotting: Locarno

Die dichte Besiedlung im Umkreis der Stadt Locarno bringt mehrere Grounds in der näheren Agglomeration mit sich. Auf dem Stadtgebiet befindet sich auch der "Campo Morettina" - ein enttäuschender Sportplatz ohne Ausbau und die Heimat vom FC Solduno (2. Liga Tessin; fünfthöchste Spielklasse). Auf der anderen Seite der Maggia befinden sich die zusammengewachsenen Gemeinden von Ascona und Losone.



Während sich beim "Campo Saleggi" von Losone Sportiva (2. Liga interregional; vierthöchste Spielklasse) bestenfalls leichte Ansätze eines Graswalls erkennen lassen, verfügt der aktuelle Ligakonkurrent FC Ascona nicht nur über eine bewegte Geschichte, sondern auch über eine sehenswerte Tribüne in seinem Stadio Comunale (siehe oben).

FC Locarno 0 FC Sion 1

Swisscom-Cup (Viertelfinale)
Ground: Stadio del Lido, Locarno
Attendance: 1670 (700)


Die Schweiz friert, versinkt stellenweise im Schnee und liefert nebenbei unerreichte Feinstaubwerte und absurde Tempolimiten. Immerhin können in der Sonnenstube Tessin, wo das Fussballjahr mit dem Cupspiel der beiden Zweitligisten aus Locarno und Sion lanciert wird, Temperaturen über dem Gefrierpunkt gemessen werden. Knapp fünf Stunden Anreise für einen der drei fehlenden NLB-Grounds werden trotz Zugbelagerung durch nevige Schitouristen schadlos überstanden.



In unmittelbarer Nähe zum Lago di Maggiore erwischen die favorisierten Gäste aus dem Wallis den besseren Start, verpassen jedoch mehrere hochkarätige Torchancen in gewohnter Manier. Auf den Rängen setzen die zwei Dutzend Heimsupporter mit einer grösseren Menge Rauch in den blau-weissen Clubfarben ein erstes Zeichen. Der "harte Kern" der Gäste-Anhänger (Ultras Sion / Red Side 96) erreicht die schneebedeckten Stehränge des Stadio del Lido (durchgehend zwischen fünf und acht Stufen) erst mit leichter Verspätung; inszenieren aber sogleich einen lautstarken Support.



Auf dem holprigen Rasen tendieren die sehenswerten Aktionen hingegen gegen null. Die Akteure geizen auch in Hälfte Zwei mit fernsehtauglichen Spielzügen, was vor allem der ultradefensiven Zerstörungstaktik der spielerisch überforderten Gastgeber zu verdanken ist. Dies scheint die engeagierten Gästefans nicht zu stören: Es werden mehrere Pyroaktionen (jeweils ca. zehn Fackeln) präsentiert - auch als die überlegenen Walliser kurz vor Schluss zum verdienten und alles entscheidenden Siegestreffer kommen.