Samstag, 12. Oktober 2013

Wiener Sportklub 2 1. SC Sollenau 3

Regionalliga Ost
Sportclub-Platz, Wien
Zuschauer: 1191


Ein kurzer Fussmarsch später war der legendäre Sportclub-Platz erreicht. Als ältester noch bespielter Ground der Republik (Eröffnung: 16. Oktober 1904) steckt viel Geschichte im heruntergekommenen Stadion am Dornbacher Friedhof. Auf der angrenzenden "Friedhofstribüne" stehen stets die treusten WSK-Fans, die die gelegentlichen Lieder auch an diesem regnerischen Abend im Wiener Nordwesten anzustimmen versuchten. Bestes Stück an Lokalkolorit war dabei eine mehrfache Aktion bei Cornern des Sportklubs vor den eigenen Anhängern, als Letztere ihre Schüssel schwenkten, um anzudeuten, dass es sogleich im gegnerischen Gehäuse klingeln werde. Es sollte sich durchaus auszahlen...



In einem umkämpften Kellerduell war es der Wiener Sportklub, der das Skore in der Mitte der ersten Halbzeit mit einer sehenswerten Direktabnahme unter die Querlatte eröffnete. Und die Hausherren schienen sich weiterhin für augenweidliche Treffer empfehlen zu wollen. Erst wenige Minuten waren nach dem Seitenwechsel vergangen, als - nach einem kollektiven Klimpern - ein kurz abgewehrter Eckball direkt ins Kreuzeck genagelt wurde. Dies war aber zugleich auch der Startschuss zu einer Verschiebung der Kräfteverhältnisse, weil Sollenau postwendend zum Anschlusstreffer kam.



Immer freier aufspielend kamen die Gäste aus dem Steinfeld - mit der möglichen Befreiung von der roten Laterne vor Augen - eine Viertelstunde vor dem Abpfiff durch einen mittels Kopf verlängerten Freistoss zum Ausgleich. Und in der Nachspielzeit schien sich der Wiener Sportklub so stark auf den potentiellen Heimsieg zu versteifen, dass die Einheimischen prompt in einen herrlichen Konter von Sollenau liefen, der durch einen nicht minder schöner Hechtkopfball zum Endstand abgeschlossen wurde. Nun war die Wiener Ohnmacht auf den Zuschauerrängen allgegenwärtig, was auch die Verabschiedung des Speakers ("Jetzt geht au mit dr Schmäh aus") eindrücklich unterstrich.



Der Sportclub-Platz besticht jedoch nicht nur mit der bekannten Friedhofstribüne, auch alle weiteren Konstruktionen haben einen gewichtigen Anteil am grossen Charme des verwelkten Grounds. Auf der anderen Hintertorseite findet sich eine überdachte Sitzplatztribüne mit hellblauer Beschalung, welche nur bei entsprechender Zuschauerzahl überhaupt zugänglich gemacht wird. Vollständig gesperrt ist sogar die Gegengerade an der Kainzgasse, wo sich die Natur langsam wieder ihr Revier zurückholt. Mehrheitlich lassen sich die Anwesenden auf den alten Holzbänken der "Langen Tribüne" nieder.

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