Sonntag, 25. März 2012

SC Westfalia 04 Herne 1 VfB Speldorf 5

NRW-Liga
Stadion am Schloss Strünkede, Herne
Zuschauer: 170 (-)


Es scheint, als habe sich meine Wenigkeit - trotz der unmittelbaren Nähe zur Jubiläumsmarke von 200 Grounds in Deutschland - noch einige Perlen im nördlichen Nachbarland aufgespart. Beim SC Westfalia 04 Herne, seines Zeichens immerhin westdeutscher Meister der Saison 1958/59, steht das örtliche Stadion zweifellos im Mittelpunkt. Am Schloss Strünkede findet sich eine imposante Haupttribüne mit fünfundzwanzig Holzbankreihen. Auf den weiteren Seiten verlaufen zwei Dutzend ungedeckte Stehstufen, versehen mit blauen Wellenbrechern. In den Glanzzeiten tummelten sich hier mehr als 30‘000 Zuschauer, zurzeit verlieren sich nur noch wenige Schaulustige im weiten Rund, was auch der sportlichen Situation als Tabellenvorletzter geschuldet sein dürfte.



Aufgrund der Neustrukturierung der deutschen Regionalligen wird nach der laufenden Spielzeit auch in der NRW-Liga (zukünftig ersetzt durch die "alte" Oberliga Westfalen) auf einen Absteiger verzichtet, was die heutigen Gastgeber konsequent nutzten, um die eigene Jugend zu fördern - vielleicht fehlen aber auch nur die finanziellen Mittel, was die ständigen Kaderfluktuationen im Laufe dieser Saison erklären würde. Keine Überraschung, dass sich die Westfalia unter solchen Umständen am Tabellenende wiederfindet und bislang erst sieben Saisontreffer (in 22 Spielen) erzielt hat. Dadurch liess sich das erbärmliche, völlig inakzeptable Auftreten an diesem tollen Frühlingstag aber auch nicht erklären - rund fünf Minuten waren gespielt, als der erste Spieler von Westfalia Herne nach einem überflüssigen Nachtreten unter die Dusche geschickt wurde, nach einer halben Stunde - und einer allgemeinen Rudelbildung abseits des Spielgeschehens - folgte ein weiterer Akteur der undisziplinierten, spielerisch überforderten Auswahl.



Zu diesem Zeitpunkt lag Speldorf - seit vier Partien ebenfalls ohne eigenen Torerfolg - nach einem im Nachschuss verwandelten Strafstoss und einem Abschluss von der Strafraumgrenze schon um zwei Längen vorne. Es muss eine verheerende Kombination aus fussballerischer Inkompetenz und grenzenlosem Sarkasmus gewesen sein, dass die leidgeprüfte Anhängerschaft der Hausherren mit wütenden Ausrufen tatsächlich die Schuld für den totalen Untergang beim Schiedsrichter resp. bei den aus ihrer Sicht simulierenden Gegenspielern suchte. In doppelter Überzahl tat Speldorf, ein Stadtteilverein aus Mülheim an der Ruhr, dennoch nicht mehr als nötig war. Dies reichte immerhin zu drei weiteren Torerfolgen nach dem Pausentee - und auch zum Ehrentreffer der Gastgeber, als ein Konter nach 85 Minuten erstaunlich treffsicher zum Endstand abgeschlossen wurde und mit dem hämischen Torsong "Oh, wie ist das schön!" gefeiert wurde.

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