Landesliga Bayern Nord
Kickers-Stadion am Dallenberg, Würzburg
Zuschauer: 1150 (250)
Nach einer schlaflosen (Abstiegs-)Nacht war Ablenkung gefragt. Umso vorausschauender, dass man sich vorgängig schon mit Stecki auf eine zweitägige Auslandstour verständigt hatte. Die Hinfahrt wurde mit Hilfe der Deutschen Bahn halbwegs im zeitlichen Rahmen gestaltet, so dass man pünktlich mit dem Eintreffen der einheitlich in Grün gekleideten Gästefans im Kickers-Stadion am Dallenberg - in der Saison 1977/78 auch schon Austragungsort von Partien der 2. Bundesliga Süd - stand. Die ruhmreiche Vergangenheit zeigt sich auch im grosszügigen Ground, der durch eine zweigeteilte Haupttribüne begeistern kann. Im unteren Bereich wurden rote Sitzschalen (mit dem weissen Schriftzug "FWK") montiert, oberhalb verlaufen einige Stehstufen, deren Lage für eine gute Akustik verantwortlich ist. Auf den übrigen Seiten verlaufen durchgehend mehr als ein Dutzend mit weissen Wellenbrechern versehene Stehstufen ohne Überdachung.
Inzwischen waren mit Andrea und Stecki auch die restlichen Mitglieder der Reisegruppe am südlichen Stadtrand von Würzburg eingetroffen, um die sehenswerten Intros der verfeindeten Fangruppen zu beäugen. Die Gastgeber wussten in Sachen Kreativität zu punkten, indem sie riesige Würfel mit dem Gründungsjahr der Würzburger Kickers über die Tribüne rollen liessen, unterstützt durch die beiden Spruchbänder "Die Würfel sind gefallen - für immer FWK" bzw. (beschwerlich zu lesen) "Für immer Landesliga. Das ist uns allen klar" und kleinere Mengen an Papierschnipseln. Die "Kaputte Moite" aus Schweinfurt zog derweil eine grün-weisse Blockfahne mit mehreren Motiven (Stadionverbote stoppen bzw. Freiheit für die Kurve) hoch - ebenfalls begleitet durch eine textliche Botschaft ("Fight für your Right"), um nach dem Verschwinden dieser Blockfahne ein breites Sortiment an Doppelhaltern und Schwenkfahnen zu zeigen.
Das unterfränkische Derby der sechsthöchsten Spielklasse erwies sich auch auf dem grünen Rasen als packende Angelegenheit: Nach einer halben Stunde musste sich ein heimischer Akteur nach einer Tätlichkeit frühzeitig unter die Dusche verabschieden, doch im direkten Anschluss traf Würzburg nach einer zögerlichen Intervention des Gästekeepers mit der ersten Gelegenheit zum 1:0. Der Zwischenstand täuschte darüber hinweg, dass die Schnüdel zuvor besser waren - und es auch nach dem Seitenwechsel blieben. Aber Schweinfurt - mit dem FWK-Rivalen Würzburger FV freundschaftlich verbunden, aber gleichzeitig um den Aufstieg in die Bayernliga kämpfend - vergab auch nach einem zweiten Platzverweis gegen Würzburg munter weitere Torchancen. Und als der Ausgleich schliesslich endlich Tatsache schien, sorgte der heimische Torhüter mit einem sensationellen Reflex (mit Hilfe der Querlatte) für die Sicherung der Würzburger Führung.
Nachdem Schweinfurt auch noch einmal am linken Torpfosten gescheitert war, setzte die übliche Frustbewältigung ein, die den Gästen ebenfalls eine Ampelkarte einbrachte. Der fehlbare Spieler nutzte seinen Abgang für verbale Provokationen in der Richtung der Würzburger Ersatzbank, was die Szenerie zusätzlich anheizte. Die Brisanz dieses Lokalduells war schon im Laufe der intensiven Begegnung klar geworden, als sich Kickers-Ersatzspieler beim Aufwärmen mit den gegnerischen Fans anlegten. Letztere überzeugten durchwegs mit einem abwechslungsreichen Support, der die Bemühungen der Würzburger sowohl akustisch als auch optisch zu übertreffen vermochte. Am Sieg der Gastgeber änderte sich natürlich nichts mehr, was die heimischen Supporter mit ihren Spielern auf dem Spielfeld feierten. Dies zog wiederum das "Interesse" einiger Gästefans nach sich, doch das grosse Polizeiaufgebot liess keine direkte Konfrontation mehr zu.
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