2. Bundesliga
Frankenstadion, Nürnberg
Attendance: 46243 (2000)
Die Nacht war kurz, stand doch als sonntäglicher Leckerbissen das 252. Frankenderby in der Nürnberger Heimstätte – aufgrund ihrer achteckigen Form durchaus charakteristisch, aber leider auch mit einer Leichtathletikbahn und einem unsäglichen Sponsorennamen, der selbst vor der roten Stadionbestuhlung nicht Halt gemacht hatte, gesegnet – auf dem Speiseplan. Die Vorfreude war gross, die Erwartungen ebenso. Letztere liessen sich beim Intro beider Fangruppen erfreulicherweise bestätigen. Die Ultras Nürnberg präsentierten eine gelungene "Anti Fürth"-Choreographie: Auf dem Oberrang wurde der Leitsatz (ANTI FÜ) mit Hilfe einer schwarz-weissen Blätterchoreo dargestellt, im Unterrang wurden gleichnamige Doppelhalter in dreistelliger Anzahl gezeigt.
Im Gästesektor initiierten die Supporter aus Fürth ein dichtes Fahnenmeer in den Vereinsfarben Grün und Weiss, untermalt durch eine kleine Menge Rauch. Im Laufe des Spiels folgten mehrere Spruchbänder, sowohl bei den Anhängern der Kleeblätter ("Atomkraft – nein danke! Fürth bleibt grün!", "Den Ronhof kindisch beschmiert. Die Toten wollt ihr jagen, was wollt ihr uns damit sagen" sowie "Ultras unterhalten? Ist uns Neuman") als auch durch die heimischen Fangruppierungen ("Ob alt oder jung, für das Erschaffen einer Fanszene ward und seid ihr Doldis zu dumm" und "Mit der fränkischen Bimmelbahn ist der Dreck heut angefahr’n!"). Akustisch waren die Nürnberger natürlich deutlich überlegen, nur selten vermochten sich auch die Vorstädter nachhaltig Gehör zu verschaffen.
Auch die Begegnung verzichtete auf ein anfängliches Abtasten – mehrmals stand der "Club" einem Führungstreffer schon in den Startminuten äusserst nahe, wusste die spielerische Überlegenheit allerdings nicht in einen Torerfolg umzumünzen. Die Gäste fanden nach einer halben Stunde besser ins Spiel, als Allagui nach einem kapitalen Schnitzer alleine auf das heimische Gehäuse losziehen konnte, jedoch am Nürnberger Keeper scheiterte. Fünf Minuten später machte es Sturmpartner Reisinger bedeutend besser, indem er eine Flanke präzise in der kurzen Torecke unterbrachte. Die heimischen Anfeuerungsrufe wurden dadurch jedoch nur noch lauter, doch ihre Spieler verstanden es auch zu Beginn der zweiten Hälfte nicht aus einer Druckphase Profit zu schlagen.
In der Folge nahm sich das Frankenderby eine kurze Verschnaufpause auf allen Ebenen, als schliesslich Maroh aus einer unübersichtlichen Situation zum 1:1 (72.) ausgleichen konnte. Dabei war dem kuriosen Treffer ein Handspiel durch einen Fürther Gegenspieler vorausgegangen, wobei der Unparteiische selbiges (nach Rücksprache mit seinem Assistenten) allerdings nicht ahndete und auf Tor für Nürnberg entschied. Die packende Schlussphase fand ihren Höhepunkt drei Minuten vor dem Ende, als Christian Eigler, der frühere Fürther Topscorer in Diensten der Gastgeber, mit einem herrlichen Schlenzer zum nicht mehr für möglich gehaltenen Siegestreffer traf. Die Stimmung kochte nun endgültig über – minutenlang wurden die Derbyhelden mit brachialen Sprechchören gefeiert. Ein perfekter Abschluss eines gelungenen Ausfluges.
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