Oberliga Hessen
Helmut-Schön-Sportpark, Wiesbaden
Zuschauer: 350
Eine Dreiviertelstunde war ausreichend, um den zweiten Ground des Wiesbadener Tagesausflugs via Hauptbahnhof zu erreichen. Dass der Traditionsverein erst zur attraktiven Abendzeit antrat, war auch dem heutigen Heimspiel des benachbarten Emporkömmlings SV Wehen Wiesbaden aus der 3. Liga zu verdanken. In Sichtweite der kargen Fussballarena kam meine Wenigkeit somit in den Genuss einer interessanten Sportstätte, benannt nach dem legendären Bundestrainer, mit einer erst vor wenigen Jahren neu errichteten Haupttribüne (mit neun roten Sitzschalenreihen) sowie vielen ungedeckten Stufen auf den übrigen Seiten der weitläufigen Multifunktionsanlage, wobei auf der leicht gebogenen Gegengeraden insgesamt zehn Sitzbankreihen fixiert wurden.
Beide Mannschaften lieferten sich vom Anpfiff weg einen offensiven Schlagabtausch, was mehrere Abschlussmöglichkeiten - vorwiegend von den Einheimischen - mit sich brachte. Allerdings war es der Obervellmarer Sport Club aus Nordhessen, der durch einen glückhaften Prellball nach knapp fünfundzwanzig Minuten zur Führung kam. Prompt entluden sich lautstarke Unmutsbekundungen vom ungeduldigen Publikum aus Wiesbaden. Ein besonders kritischer Zuschauer schmückte seine klare Meinung mehrfach mit dem Adjektiv "katastrophal" aus, was von einem heimischen Akteur sogleich mit einer - eben katastrophalen - Kopfballrückgabe unterstrichen wurde, was Vellmar alleine vor dem verwaisten Gehäuse zum zweiten Torerfolg in der Fremde nutzen konnte.
Aber Wiesbaden bewies eine grosse Moral: Kurz vor dem Seitenwechsel trafen die Gastgeber im zweiten Anlauf zum Anschlusstreffer, nur wenige Minuten nach Beginn des zweiten Durchgangs stand es dank einem präzisen Schlenzer aus halblinker Position schon 2:2. Plötzlich waren auch einige (positive) Sprechchöre von der Haupttribüne zu hören - und nach einer Stunde Spielzeit jubelte Wiesbaden abermals, um das Endergebnis schliesslich in der Schlussphase durch einen erfolgreichen Konter zu fixieren. In einer spektakulären Begegnung verblassten sogar mehrere Nebenschauplätze: Dazu gehörten neben einem klassischen Knockout eines Vellmarer Spielers auch ein offensichtliches, mit einer gelben (!) Karte sanktioniertes Handspiel des Wiesbadener Keepers ausserhalb seines Strafraums sowie ein lautstarker Streit zwischen einem temporär cholerischen Heimtrainer und seinem eigenen Teambetreuer im Laufe der zweiten Halbzeit.
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