Sky Bet League One
Valley Parade, Bradford
Zuschauer: 11948 (136)
Drei Tage auf der Insel standen vor der Türe. Von Genf ging es pünktlich im orangen Billigflieger nach Leeds/Bradford - und danach mit dem Bus ins Zentrum der nordenglischen Grossstadt mit seiner multikulturellen Prägung. Am Abend machte sich meine Wenigkeit zu Fuss auf in Richtung "Valley Parade", dessen Geschichte unweigerlich mit der Stadionkatastrophe 1985 verknüpft ist. Damals entwickelte sich eine vermeintliche Aufstiegsparty beim letzten Heimspiel der Saison zu einem Desaster, als die Haupttribüne - aufgrund einer weggeworfenen Zigarette - innert wenigen Minuten vollständig zerstört wurde. Insgesamt starben 56 Personen in den Flammen, mindestens 265 Menschen wurden verletzt - auch weil einige Fluchtwege abgeschlossen war. Eine Todesfalle.
Heute erinnert eine Gedenkstätte an das traumatische Ereignis, das die Erneuerung des Stadions nötig werden liess. Der Ground präsentiert sich als bunte Mischung von Tribünen mit gelben und roten Sitschalen: Angefangen bei der mächtigen, zweistöckigen Haupttribüne, welche sich hinter einem Tor (Kop Stand) nahtlos in dieser Grösse fortsetzt. Auf der Gegengeraden findet sich eine alleinstehende Tribüne (mit der Aufschrift "Bantams"), während sich die Gästesupporter auf der kleinen, aber zweistöckigen Hintertorseite in Richtung Stadtmitte (Bradford End) niederzulassen haben. Letztere blieb heute Abend erschreckend leer. Nur wenige Anhänger des Retortenvereins aus Milton Keynes - einst aus dem AFC Wimbledon entstanden - machten sich auf die Reise nach Norden, obwohl sich die MK Dons in einer aussichtsreichen Position im Aufstiegskampf befinden.
Bei der Beschreibung der Unterlage traf es "schlammiges Braun" eher als "sattes Grün", was sich entsprechend auf die Spielweise der Akteure beider Auswahlen auswirkte. Auf dem tiefen Morast mussten Torchancen richtiggehend "herausgearbeitet" werden, wobei sich im ersten Durchgang nicht einmal ein Abschluss aufs Gehäuse verirrte. Umso bemerkenswerter war die Leistung der heimischen Fans, die die eigene Mannschaft lautstark - und beinahe pausenlos - unterstützten. Ebenfalls erstaunlich waren die regelmässigen Rückpässe, die den Torhütern auf dem holprigen Acker von den Mitspielern zugemutet wurden. Dies musste irgendwann einmal schiefgehen und prompt verfing sich ein missglückter Befreiungsschlag des Bantams-Goalies in den Füssen eines Gegenspielers, was die "Dons" mit einem sauberen Spielzug zur glückhaften Führung nutzten.
Aber nur drei Zeigerumdrehungen später kam Bradford City - um die Jahrtausendwende sogar noch in der Premier League auflaufend ehe der zwischenzeitliche Abstieg in die Viertklassigkeit erfolgte - zum Ausgleich alleine vor dem gegnerischen Keeper, nachdem sich die gegnerische Defensive von einem Kopfball über die Abwehr aushebeln liess. Zehn Minuten vor dem Abpfiff genügte Bradford City erneut ein einfaches Zuspiel, um freie Bahn zu haben - und eiskalt zum Siegestreffer einzuschiessen. Minutenlang waren nun laute Sprechchöre von den Tribünen zu hören ("Everywhere we go, it's the Bradford boys making all the noise"), was auch die beiden Torhüter anzustacheln schien, deren starke Flugeinlagen in der hase einer immer attraktiver werdenden Begegnung eine weitere Änderung des Ergebnisses verhinderten.
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