Regionalliga Nord
Vogtlandstadion, Plauen
Zuschauer: 1444 (100)
Der Vogtländische Fussball Club aus dem sächsischen Städtchen Plauen, durch seinen Vorgänger BSG Motor Wema und den ungeliebten Militärverein ASG Vorwärts vor der Wende lange Zeit in der zweithöchsten DDR-Spielklasse vertreten, stand anderntags auf dem Programm. Auch der aktuelle Kontrahent geniesst, analog zur ehemaligen Armeesportgemeinschaft, im deutschen Fussball nur bescheidende Sympathien, handelt es sich dabei doch um das künstliche Werbekonstrukt eines österreichischen Getränkeherstellers - ehemals als SSV Markranstädt geführt. Im Stadion wurde die Ablehnung durch die heimische Fanszene mit einer Vielzahl an kleinen Transparenten mit der Aufschrift "Anti RB" - an den Stadionzäunen platziert - auch bildlich zum Ausdruck gebracht.
Im einem abgetrennten Block präsentierte der heimische Anhang zum Anpfiff eine sehenswerte Choreographie mit acht Doppelhaltern, auf denen die wichtigen Clubembleme der langen Plauener Fussballgeschichte zu sehen waren, und dem schwarz-goldenen Spruchband "...seit 1903" zur Untermalung einer grossen Tradition. Der gastierende Retortenverein aus Leipzig kann eine solche Historie selbstverständlich nicht vorweisen - mit dem entsprechenden Budget gelang im ersten Anlauf allerdings der Aufstieg in die Regionalliga; als Fernziel ist nichts weniger als der Titelgewinn in der Bundesliga gut genug. Von grosser Euphorie kann beim RasenBallsport (RB) hingegen nicht gesprochen werden - nur eine knappe Hundertschaft folgte der Mannschaft ins Vogtland, um (optisch nicht auffallend) gelegentliche Sprechchöre zum Besten zu geben.
Dass es den wenigen Gästen überhaupt gelang, akustisch auf sich aufmerksam zu machen, lag an den heimischen Gesängen. Letztere wurden zwar von den eingefleischten Supportern geschlossen inszeniert, doch die Pausen zwischen den einzelnen Liedern wurden mit fortlaufender Spieldauer immer markanter. Dies mag auch mit dem Verlauf der Partie zusammengehangen haben, musste sich der Keeper der Hausherren in den ersten zwanzig Spielminuten doch bereits zweimal, jeweils nach einer Standardsituation, bezwingen lassen. Zwar traten die Vogtländer äusserst kämpferisch auf, erwiesen sich aber auch als erschreckend harmlos im Abschluss - wie der vergebene Elfmeter in der Mitte der zweiten Hälfte verdeutlichte, sodass der Aufstiegsfavorit wenig Mühe bekundete, um die drei Punkte (trotz ebenfalls bescheidener Chancenauswertung) ins Trockene zu bringen.
Aus der VFC-Szene gab es nach dem Seitenwechsel noch ein Spruchband zur jüngsten Fan-Demo in Berlin zu lesen: "In Berlin den Stein ins Rollen gebracht, den Kampf zum Erhalt der Fankultur ist entfacht", war unweit der neuen Gegentribüne zu lesen. Letztere kann mit gelben und schwarzen Sitzschalen aufwarten, die den riesigen Schriftzug "VFC" ergeben. Ein sehr interessanter Kontrast zur charismatischen Haupttribüne auf der Gegenseite, die sich aus zwei nebeneinanderliegenden, durch den Spielereingang unterbrochenen Tribünen mit einem Dutzend roter Holzbänke ergibt. In den beiden weitläufigen Kurven verläuft eine zweistellige Anzahl an ungedeckten Stehstufen, wobei auch der Gästeblock von der jüngsten Modernisierung nicht verschont blieb.
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