Dienstag, 7. Februar 2006

AS Monaco 0 OGC Nice 1

Coupe de la Ligue (Halbfinale)
Stade Louis II., Monaco
Attendance: 17341 (8000)


Was treibt mich bloss zum ersten Halbfinale des unattraktiven Ligapokals in Frankreich? Vielleicht sind es die interessanten Schilderungen der Einheimischen („C’est la guerre!“) – oder auch nur die pure Langeweile. Auf alle Fälle finde ich mich am frühen Dienstagabend zusammen mit unzähligen Supportern aus Nizza in der glamourösen Welt des angrenzenden Fürstentums wieder. Die Übermacht der Gästefans lässt sich schnell erkennen – höchstens die französische Polizei könnte noch mit einem grösseren Aufgebot vor Ort sein…



Auch das Stade Louis II., mit einer einzigartigen Charakteristik und durchwegs gelben Sitzschalen versehen, ist verständlicherweise fest in den Händen der Nizza-Fans. Beim Einmarsch der Akteure sorgen unzählige Luftballons in den Clubfarben (unterbrochen durch einige Leuchtfackeln) für eine ansprechende Optik in der Gästekurve. Im gegenüberliegenden Block versuchen die seltenen Exemplare (ca. 150 Stück wurden gesichtet) der Spezies „Monaco-Supporter“ – ebenfalls mit pyrotechnischen Erzeugnissen – mitzuhalten; in den restlichen Bereichen des Stadions werden gleichzeitig (mehr oder weniger beherzt) die verteilten Fähnchen geschwungen.



Auf dem Rasen wird mit sehenswerten Aktionen zugewartet, bis sich die hartnäckigen Rauchschwaden aus dem Stadionumfeld verzogen haben. In der Mitte der ersten Hälfte kommen beide Equipen zu einigen viel versprechenden Torchancen – und insbesondere der Schlussmann von Nizza kann sich als starker Rückhalt seines Teams auszeichnen. Auf den Rängen geben sich die Gästefans pausenlos in voller Lautstärke zu erkennen; die verzweifelt agierenden Einheimischen können hingegen, trotz einigen optischen Elementen, kaum wahre Aufmerksam erlangen.



Die Halbzeitpause sorgt nicht nur für einen Unterbruch im ansprechenden Spielfluss, auch die Fangesänge verlieren beiderseits langsam an Intensität (auch wenn die ständigen Wechselgesänge im Gästeblock immer noch herausragend sind); erst ein herrlicher Fallrückzieher von Italo-Angreifer Vieri (in den Reihen der Gastgeber) an die Latte bringt wieder Leben in das spannende „Côte d’Azur-Derby“. Beide Mannschaften suchen nun vehement den alles entscheidenden Siegestreffer in den Schlussminuten. Vergeblich, bis die 88. Minute anbricht…



…und der eingewechselte Ederson völlig überraschend zum 0:1 einköpfen kann. Der Gästeblock explodiert förmlich, das Stadion erzittert in seinen Grundfesten und erst jetzt wird das „Ausmass“ der Nizza-Supporter wirklich ersichtlich. Im allgemeinen Freudentaumel werden wiederum einige Fackeln gezündet und lautstarke Sprechchöre hallen durch das weite Rund. Viele Einheimische haben das Stadion zu diesem Zeitpunkt schon verlassen. Vor den Stadiontoren bleibt alles ruhig – brutale Ausschreitungen gehören sich schliesslich nicht für ein privilegiertes Fürstentum...

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